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Tagebuch eines Unbeweglichen

Ohropax, Oreo & Pax oder Oropax?

Dienstag, 30. Juni 2020: Dem Verfasser der Trilogie wird klar, dass es hier endet. Aber auf Anfang: Wie kommt das? Nein – es ist einfach nicht mehr so viel Zeit zum Reflektieren. Die ersten beiden Tagebücher sind in einer besonderen Zeit entstanden. Diese Zeit zum Innehalten und zum Nachdenken ist vorbei. Hatte ich überhaupt inne gehalten? Naja, also die Corona-Lockerungen sind von enormer Bedeutung, nachdem sie diese Woche in Kraft treten werden. Eine neue Verordnung, die alles zusammenfasst. Quasi eine Corona-Zusammenfassung. Nun gibt es keine offizielle Ausrede mehr für das Büro und die Kundschaft, weshalb keine Versammlungen stattfinden sollen. Oder doch? Zwei Wochen haben wir das diskutiert. Corona wurde sozusagen auf drei Phasen komprimiert: Lockdown, Shutup und dazwischen Confusion. Und denken wir schon wieder klar? Neuer Verordnungstext – aber doch noch X Unterverordnungen? Maskenpflicht oder Ohropax – Schützen oder Weghören?

Mittwoch, 01. Juli 2020: Es geht also wieder los. Und es ist auch gleich wie früher – also wie 2019 und die vorangegangenen Jahre. Nur neue Fehler. Post-Corona-Fehler. Alle Umsatzsteueranpassungen sind umgesetzt. Wirklich alle? Wir werden sehen… Einen Tag vor der neuen Prozentrechnung musste noch ein Softwareupdate her. Und einen Tag danach geht keine Überweisung mehr. Liegt aber nicht an der Steuer oder an Corona. Diesmal sind die Banken Schuld. SEPA 3.3 geht jetzt also pünktlich auf unseren Rechnern. Aber da haben wir die Rechnung ohne die Banken gemacht. Die sind noch auf SEPA 3.2 – vielleicht noch wegen Corona? Also wieder zurück; manuellen Patch eingespielt und schon geht’s wieder. Streß hat’s aber schon verursacht – gleich nach den Lockerungen. Also wird Feierabend gemacht. „Streß ist überhaupt nicht interessant! Ich bin entspannt!“, wummert es aus meinem Autoradio. Noch einmal die Familie genießen, bevor im Büro ein neues Zeitalter beginnt. Zuhause erfahre ich, dass der eine Sohn eine Packung Oreo-Kekse ordnungsgemäß bei sich hatte. Die andere Packung, die für den anderen Sohn bestimmt war, hatte er aber auch dabei. Der andere Sohn hatte also keine Oreo-Kekse. Und dann steht ja noch der neue Schrank zur abendlichen Diskussion an. Pax oder nicht Pax? Ikea oder Ehrmann? Welcher macht mich mehr an?  

Samstag, 04. Juli 2020: Die Post-Lockdown-Woche ist geschafft. Familientag. Kein Büro. Muss man das an einem Samstag betonen? Als Hausverwalter? Ja, muss man. Private Dinge stehen heute also im Vordergrund. Und doch endet der Tag so ein bisschen als Hausverwalter. Wir hatten Autokino gebucht. Die Lockerungen haben daraus eine Bühnenveranstaltung im Biergarten werden lassen. „Gemütlich, warm, unterhaltsam…“, denke ich mir und freue mich. Die Show beginnt. Der erste Gag ist durch und ich höre zu früh mit dem Klatschen auf. Der erfahrene Künstler von Welt merkt das sofort und spricht mich an. Wie ich heiße, will er wissen. Ich antworte. Er nimmt mich auf den Arm, indem er auf die ähnlich klingende Höhle unter dem Arm abhebt. Das darf er; ich lache mit – war ja auch dämlich, nicht länger zu klatschen, wo ich doch derjenige bin, der meist am lautesten klatscht. Dann will er meinen Beruf wissen. „Hausverwalter“ rufe ich selbstbewusst. „Wie ist das so während Corona ?“, werde ich gefragt. Und ob ich aus Corona und von den Chinesen gelernt hätte? Ich verstehe nicht; „China ist das Reich der Miete“, tönt Thomas von vorne. Dort brauche man Leute wie mich nicht. Stimmt, denke ich mir. Interessant. Ich gehe zur Comedy und erfahre etwas über das vermeintliche Corona-Ursprungsland. Das hätte ich auch Cortana fragen können – bei Siri ist noch Lockdown. Die Show geht weiter. Wer die Künstler kennt, weiß, dass ich noch einen größeren Anteil an der Show haben werde. Als Volker den Fitnesstrainer mimt, falle ich ihm wieder ein. Meine Objekte färbten beim Applaudieren auf mich ab. Ich sei unbeweglich. Ausgerechnet ich, denke ich mir. Ich solle ein paar Fitnessübungen mitmachen. Natürlich geht es um meine Arme und um die darunter befindlichen Achseln. Ich mache mit. Nicht lange, weil man Mitleid mit mir hat. Mein Beruf habe Auswirkungen auf mich; „Du bist immobil!“, ruft es von vorne. Ich lache, habe Tränen in den Augen und freue mich über meine Berufswahl – und über Oropax.

 

 

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