Von der Postkarte zum Messenger
Ist ein Messenger der Richtige?
Es ist keine Frage. Über Brieftauben müssen wir uns nicht mehr unterhalten. Auch die Postkarte hat ausgedient. Kommunikation zwischen Menschen wird ständig neu durchdacht. Und es gibt alle möglichen Wege. Zu viele.
Postkarten heißen jetzt SMS. Briefe wurden zu eMails. Und Faxe liefern fast nur noch SPAM. Selbst Telefonate werden immer unbeliebter, was ich übrigens in vielen Fällen nachvollziehen kann. „Wie setze ich die Kommunikation mit meinen Kunden auf?“, muss man sich immer wieder fragen. Und jetzt – seit es die neuerliche Diskussion, die ja an sich nichts Neues ist, um die Sicherheit von Whatsapp gibt – haben sich viele Menschen Gedanken gemacht. Whatsapp verliert an Popularität. Das spüren wir inzwischen. Und vielleicht rührt das auch daher, dass sich viele Menschen in dieser Krise und während des Lockdowns auch über solche Dinge (endlich) Gedanken machen.
Dabei muss man, so finde ich, sich mal ansehen, welche Hardware verbreitet ist. Einen Rechner oder ein Smartphone mit einer eMail-Software dürfte fast jeder haben. Warum ist es also nicht nur die eMail, über die wir uns unterhalten? Die Mobilität und das (berechtigte?) Bedürfnis, eine Nachricht schon von unterwegs abzusetzen, spielt da eine entscheidende Rolle. Eigentlich würde da die SMS genügen. Ich frage mich heute noch, welcher Unterschied zwischen SMS und Messenger-Diensten relevant ist.
Als Verwalter versuche ich, auf möglichst vielen Wegen zur Verfügung zu stehen. Während mit der Post heute fast nur noch Rechnungen, Jahresabrechnungen oder Bescheinigungen kommen, die dann ohnehin digital archiviert werden, spielt sich sehr viel per eMail ab. eMails haben oberste Priorität. Denn auch Faxe oder Sprachnachrichten vom Anrufbeantworter landen heutzutage in der Mailbox. Überall und immer abrufbar. Und dann ergibt sich das Dilemma im Arbeitsalltag. Arbeiten – konzentriert am Interface sitzen. Ausnahmen werden nur zugelassen, wenn „Roter Alarm“ aufleuchtet und aus allen Lautsprechern tönt.
Reden wir mal vom ständigen Gebimmel am Smartphone? Eine SMS kann man noch am Rechner bearbeiten – mit Einschränkungen. Und dann kam Whatsapp. Wie konnte ich nur? Wie konnte ich es nur zulassen? Ich hatte mich damals gerade erst erfolgreich von facebook, wkw, twitter, xing und vom Tageszeitung-Abo getrennt. Insta und Co. haben mich kalt gelassen. Naja, ich liebe meine Kunden. Und wie das so ist mit der Liebe – man wird nachlässig. Wenn man ehrlich ist, ist die Priorität einer Messenger-Nachricht ein Fluch. Sie taucht auf dem Sperrbildschirm auf. Konzentration und Aufmerksamkeit sind in Gefahr! Und dann ist sie (erst die Nachricht – dann die Konzentration) weg. Wohin? Sie verschwindet in den Tiefen des Smartphones. Denn die Nachricht ist nach dem Lesen auf dem Sperrbildschirm schon älter und unattraktiver, als die Tageszeitung. Die Messenger-Nachricht hat eine Halbwertszeit, die ihresgleichen sucht. Muss ich mir ein solches Medium antun?
Im vergangenen Jahr habe ich meinen Kunden mit etg24 ein Portal zur Verfügung gestellt, über das nicht nur Dokumente oder Wissenswertes abgerufen werden können. Man kann auch mit der Verwaltung in Kontakt treten. Über Formulare sogar auf einen bestimmten Prozess bezogen. Dinge direkt erledigen. Und auch einfach so schreiben – gerne mit Anhang. Über den Browser oder per App. Einen Link habe ich auf dieser Seite versteckt – so unsichtbar, wie die Tücken der unsicheren Messenger-Dienste. Aber das ersetzt die schnelle Kommunikation nicht. Der Gedanke, der abgesetzt werden muss (damit meine ich nicht, „ich stehe vor der Tür, Schatzi, hdl“ und noch „ich drehe jetzt den Schlüssel rum“), geht diesen Weg nicht.
Es muss einfach gehen; sonst geht es einfach nicht. Und da sind wir bei den Messengern: Threema, Signal, Wire, Telegram, Whatsapp, usw. Alles unsicher. Denn wir wollen es einfach und schnell. Sonst – und das muss sich jeder vor Augen führen – geht es auch per SMS oder eMail. Threema ist da wohl die sicherste Variante. Aber wer nutzt die, abgesehen vom kleinen Entgelt? Es gibt trotzdem jeder alle seine Daten ein. Man will ja gefunden werden. Und der Rest? Ist auch nicht sicher. Also ist es egal? Und wo ist dann der Unterschied zu Teams, Zoom, Skype, Jitsi oder zu OneDrive und den ganzen Cloud-Diensten? Mir ist es nicht egal. Ich starte heute ein Experiment. Ich habe alle hier genannten Messenger installiert. Aber ich habe dort alle unnötigen, bzw. vermeintlich unsicheren Funktionen ausgeschaltet. Mal sehen, wo das hinführt…
Nachtrag vom 16.11.2022: Nach kurzer Zeit habe ich sämtliche Messengerdienste wieder deinstalliert. Es bleibt festzuhalten, dass die Masse (über 90 %) mit Whatsapp-Nachrichten agiert. Sicherheitsbedenken und die fehlende Duplizierbarkeit – Whatsapp ist immer auf einen Empfänger zugeschnitten – nicht jedoch auf einen Bürobetrieb – haben mich dazu veranlasst, auch Whatsapp abzuschalten. Heute – nach eineinhalb Jahren – kann ich sagen: Es funktioniert auch so. Parallel dazu entwickelt sich das Kundenportal immer mehr zur sinnvollen Plattform.
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